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Das Food Vision Research Institut forsch mit Insekten als neue Nahrungsquelle

vom 01. April 2018 Übersicht

„Das große Krabbeln“ im Niedersachsenpark

Das Institut Food Vision Research eröffnet hochmodernes Zentrum für Lebensmittelforschung

Der Niedersachsenpark wird zukünftig das neue Zuhause für Unmengen an kriechenden, krabbelnden und fliegenden Tierchen. Kammerjäger sollten dabei aber nicht hellhörig werden, denn es handelt sich nicht etwa um eine zu erwartende Insektenplage, sondern um nicht weniger als die Zukunft unserer Lebensmittelversorgung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Käfer entsteht Anfang 2019 im Industriegebiet Niedersachsenpark ein hochmodernes Zentrum für Lebensmittelforschung. Im neuen sogenannten Food Vision Research Institut wird sich ein gut 40 Frau/Mann starkes Team aus Lebensmittelwissenschaftler/innen, -ingenieur/innen und -biolog/innen um die drängenden Fragen der zukünftigen Ernährung von Mensch und Tier kümmern. Dabei spielen vor allem Insekten eine große Rolle, da sie ausgesprochen wertvolle und z.T. bessere Protein- und Mineralienlieferanten darstellen, als herkömmliche Tier- und Pflanzenprodukte. Darüber hinaus sind sie wesentlich einfacher und umweltschonender zu züchten und zu verarbeiten.  

Natürlich befassen sich auch andere Institute mit derartigen Forschungen, Food Vision Research deckt aber als einziges Forschungszentrum europaweit die ganze Forschungsbandbreite hinsichtlich alternativer Nahrungsmittelquellen ab. So werden beispielsweise wissenschaftliche Untersuchungen und Machbarkeitsstudien zur Entwicklung einer marktfähigen In-vitro-Produktion (Fleisch aus gezüchteten Zellkulturen) durchgeführt. Eine gänzlich andere Herangehensweise, die aber ebenso viel Potenzial bietet. In einem gemeinsamen Treffen mit den Verantwortlichen des Niedersachsenparks, Geschäftsführer Uwe Schumacher und Marketingchef Matthias Meyer, erklärte Prof. Dr. Käfer: „Aus den Zellen einer einzigen Kuh kann genug Fleisch für tausende von Menschen hergestellt werden. Es ist für die Ernährung unserer Gesellschaft geradezu zwingend, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen und zu erforschen“. Besonders interessiert zeigten sich Schumacher und Meyer an der Geschichte der unscheinbaren „Schwarzen Soldatenfliege (Hermetica illucens)“. Das kleine Insekt stellt eine hohe Energiequelle dar und könnte Sojaschrot als Proteinlieferant im Tierfutter ersetzen. „80% des weltweit produzierten Sojas werden, da bislang alternativlos, zu Futtermittel verarbeitet, um unseren Fleischhunger zu stillen. Der Im- und Export von Soja wird weltweit von nur 4 Großkonzernen (ABCD-Gruppe) gesteuert und die Preise steigen ständig. Was man davon halten soll, können Ihnen die Futtermittelbetriebe und natürlich die Tierhalter vor Ort sagen. Leider dürfen nach der BSE-Verordnung keine tierischen Proteine, ausgenommen Fischmehl, verfüttert werden. Das wird sich in naher Zukunft ändern müssen“, prophezeite Prof. Dr. Käfer. 

 „Wir sind stolz, dass Food Vision Research uns als Standort ausgewählt hat“, ließ Geschäftsführer Uwe Schumacher sichtlich beeindruckt verlauten und erklärte weiter: „In der Logistikbranche punktet der Niedersachsenpark mit seiner hervorragenden Infrastruktur. In diesem Fall punktet die ganze Region, denn das Oldenburger Münsterland ist im Bereich der modernen Ernährungswirtschaft bundesweit führend. Die Produktion pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse ist bei uns beispiellos, aber auch am Limit, mit allen daraus resultierenden Folgen und Problemen für Mensch, Tier und Umwelt. Wenn Antworten gefunden werden können – dann hier bei uns.“ Prof. Dr. Manfred Käfer gab sich ähnlich optimistisch, lenkte den Fokus aber mehr auf globale Herausforderungen: „Um die Menschen z.B. im Jahr 2050 ernähren zu können, muss die Agrarindustrie schneller wachsen als die Weltbevölkerung. Doch schon jetzt sind Land- und Wasserressourcen, die für die Lebensmittelproduktion notwendig sind, knapp. Darüber hinaus hat die Form der Tierhaltung diskussionswürdige Ausmaße angenommen“, führte Prof. Dr. Käfer aus und ergänzte: „Aber nicht nur hier muss eine Lösung gefunden werden. Wenn wir bedenken, dass jährlich rund ein Drittel der weltweit produzierten Nahrung verloren geht, weil sie auf dem Acker verfault, unsachgemäß gelagert wird, im Handel aussortiert wird oder in Privathaushalten vertrocknet und verschimmelt, dann ist es höchste Zeit, dass wir wieder lernen, was Maßhalten bedeutet. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, während rund eine Milliarde Menschen hungern.“ 

Zum Abschluss des Treffens gab es noch ein besonderes Highlight: die Verkostung eines Insekten-Menüs. Zum Start gab es natürlich eine Käfer-Suppe mit guter Einlage. Sowohl Schumacher als auch Meyer zeigten beim Genuss keine Scheu, ließen aber aufgrund Ihrer versteinerten Mimik keine Beurteilung hinsichtlich des Geschmacks erkennen. Als die Heuschrecken-Spieße gereicht wurden, konnte man bei Meyer eine leichte Gesichtsverfärbung feststellen. Beim abschließenden Maden-Gelee musste Schumacher eiligst den Raum verlassen und Meyer lehnte dankend mit den Worten ab – er mache sich nichts aus Nachtisch … 

 

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